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Multikulturelles aus Sri Lanka

Der Praktikumsbericht von Miriam Fischer hat mir den Anstoß gegeben, diese Zeilen zu schreiben.

Ganz Deutschland und auch hier bei uns diskutiert man das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin. Die Thesen zur Einwanderungspolitik und mangelnde Integration der moslemischen Emigranten werden hart umstritten. Ich möchte diese Thesen unkommentiert lassen und lieber aus unserem multikulturellen Sri Lanka schreiben.

Zunächst sind Edna und ich ja auch Emigranten und sind sehr wohl um unsere Integration bemüht. Unsere Bemühungen werden mit Freude in unserem Umfeld angenommen und stets bewundert. Nun sprechen wir nicht gerade fließend singhalesisch, doch alleine unsere Mühen finden viel Anerkennung. Wir leben gemeinsam mit unserer singhalesischen Partnerin Kamani und ihren drei Kindern in Singharaja Garden. Zu unseren Freundes/Bekanntenkreis zählen noch zwei weitere singhalesische Familien, eine deutsche-, zwei deutsch/singhalesische- und eine japanisch/singhalesische Familie. So viel zu unserer Integration.

Auffällig ist auch hier in Sri Lanka die Gruppierung von Moslimen und Tamilen die ganze Stadtteile bewohnen und sich teilweise zu einer eigenen Gesellschaft isolieren. Auffällig sind aber auch die europäischen/deutschen Gruppierungen. Man bewohnt zwar keine eigenen Siedlungen (dafür sind es auch zu wenig), man gönnt sich lieber die bevorzugten Wohnlagen am Meer und schottet sich mit hohen Zäunen und Mauern ab. Man trifft sich gerne am Stammtisch (ist uns selber angeboten worden), um immer mal wieder unter sich zu sein…

Sri Lanka ist multikulturell und diesbezüglich auch sehr tolerant. Kein anderes Land hat so viele kulturelle Feiertage wie Sri Lanka und es werden drei Sprachen im Land gesprochen. Weiteren Emigranten wird die Einwanderung nach Sri Lanka allerdings deutlich erschwert. Als Investor ist man immer noch gerne gesehen ( 300.000 Dollar sollten es aber schon sein) und man bekommt ein entsprechendes BOI-Visum mit großzügigen Steuervergünstigungen.
Der Bürgerkrieg in Sri Lanka wurde als Rassenkonflikt bezeichnet und wiedersprach eigentlich jeglicher kulturellen Toleranz. Ich möchte mir aber nicht ausmalen, wie unsere Gesellschaft darauf reagieren würde, wenn die Bewohner des Bundesland Bayern mit Waffengewalt eine eigene Autonomie in Deutschland erzielen wollten…
Die Ansichten hier im Land und auch Weltweit sind sehr unterschiedlich und es liegt mir Fern dazu weiter Stellung zu nehmen. Viel mehr möchte ich eine Geschichte schreiben, an der wir selber und mit unserer Praktikantin Miriam Fischer Teilhaben durften.

Es ist die Liebesgeschichte zwischen Nasrin (Moslime) und Danuke (Singhalese).
Sie sind nun beide 18 Jahre alt und haben sich vor 2 ½ Jahren in ihrer Schule kennen gelernt und haben mittlerweile geheiratet.
Als beide Elternteile von ihrer Affäre erfuhren war man geteilter Meinung. Die singhalesische Familie hatte den Heiratswunsch ihres Sohnes Danuke sehr schnell akzeptiert und Nasrin in ihr Herz geschlossen. Danuka ist das einzige Kind und besucht eine Techniker-Schule in Colombo. Seine Eltern zählen zur Mittelschicht und besitzen ein weiteres Haus, welches sie den beiden nach der Hochzeit gerne zur Verfügung stellen möchten.
Nasrins Eltern tolerieren eine Hochzeit außerhalb ihrer moslemischen Religion nicht und sind auf Abstand gegangen. Nasrin wurde geschlagen und zur Demütigung in einen dunklen Raum gesperrt. Nur zu den Mahlzeiten und zum Waschen/Toilettengang wurde ihr Ausgang gewährt. Nach dem Danuke seine Nasrin in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen hatte, ist er zu ihren Eltern gegangen um sich nach ihren Verbleib zu erkundigen. „Sie ist nun in einer Koranschule, weit weg von Zuhause“, hatte man ihm zur Antwort gegeben. Traurig und verzweifelt über ihren Verlust hatte sich Danuke aus der Öffentlichkeit zurück gezogen. Nach 2 Monaten „Dunkelkammer“ ist es Nasrin gelungen während ihres Toilettengangs (Außentoilette), die Flucht zu ergreifen. Barfuß und nur mit ihren Kleidern am Körper ist sie einfach nur gelaufen. Kilometer für Kilometer, bis ihre Füße auf dem heißen Asphalt zerschunden waren. Sie hatte einer entgegenkommenden Frau um ein Telefongespräch gebeten und sie gab dem verwirrten Mädchen ihr Handy. Sie hatte ihren Freund angerufen und um Hilfe gebeten. Danuke wusste was in dieser Situation zu tun war. Er sprach kurz mit seinen Eltern, nahm sein Sparbuch und flüchtete gemeinsam mit seiner geliebten Nasrin in den Norden Sri Lankas. Nasrins Eltern haben einen Suchtrupp aufgestellt und 3.000 000 Rp (rund 21.000 EUR) Kopfgeld zur Findung ihrer Tochter ausgesetzt. Was das für die beide zu bedeuten hatte, muss ich hier wohl nicht näher beschreiben.
Danukes Eltern haben sich in ihrer Verzweiflung an unseren singhalesischen Freund gewendet. Dieser wiederum wendete sich gleich an einen einflussreichen Polizeibeamten, um das schlimmste zu verhindern. Der Suchtrupp hatte mittlerweile ihre Spuren aufgenommen und war den beiden auf den Fersen. Unserem Freund ist es nun gelungen, Nasrin und Danuke an einen sicheren Ort zu verstecken, Nasrin benötigt neue Papiere (Ausweis und Geburtsurkunde) welche nun von den Behörden ausgestellt wurden. Anschließend wurde an einem geheimen Ort geheiratet. Nasrin hat ihren muslemischen Glauben ablegen und ist zum Buddhismus übergegangen.
Wo die beiden in Zukunft leben können ist noch fraglich, es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft von Nasrins Eltern siegt und nicht in Hass umschlägt. Ehrenmord ist unter der muslemischen Bevölkerung in Sri Lanka ebenfalls ein Thema…