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Bikepacking / Radelabenteuer Sri Lanka! - Von Nils Zalter

Nach einer beruflichen Neuorientierung (Aufgabe Vertriebsjob Landtechnik im Außendienst und einer Ausbildung zum Rettungssanitäter) und etwas freier Zeit, bevor der neue Job losging, startete ich im Februar 2025 relativ spontan geplant die wohl bisher bedeutendste, intensivste und abenteuerlichste Reise meines Lebens, welche aber sicher nicht die letzte dieser Arte bleiben wird.
Etwas dickköpfig, anfänglich nervös aber mit einer gewissen Passion und Ziel, gutem Plan und Vertrauen, da es schon das zweite Mal Sri Lanka für mich war, ging`s 19.02. mit gepacktem Backpack mit Kleidung zum Radeln, Packtaschen für`s Mietrad, Fahrradhelm los von Amsterdam Schiphol aus über Doha, Katar nach Negombo, Sri Lanka. Sicherheitshalber packte ich auch Freizeitkleidung, falls es mal wettertechnisch, mental, körperlich oder aus welchen Gund auch immer mit dem Radeln gar nicht funktionieren sollte ein.
20 Tage alleine unterwegs ohne meine ebenfalls so reisebegeisterte Partnerin Laura, alles mit sich selbst ausmachen/verarbeiten, alleine planen…was für ein anfänglich mulmiges, aber auch ganz schnell unglaublich stolzes Gefühl. Nach der Verabschiedung meiner Eltern am Airport sagte ich mir: „du packst das!“ Kanada, USA, Indien, 2x Vietnam, Kambodscha, Singapur, Indonesien, Nicaragua, Nordmazedonien, Albanien…etwas Reise- und Backpackingerfahrung aus den vergangenen Jahren ist ja bereits vorhanden. Zudem Radele und Laufe ich seit Covid19 „recht viel“ und fühle mich körperlich absolut fit. Der Weg sollte auf dieser Reise das Ziel sein. Kein Trainingsdruck oder der Gedanke etwas sportliches schaffen zu müssen war für mein Mindset wichtig und ich war stolz auf mich selbst diesen Gedanken gefestigt zu haben. Die Komoot-Kollektionen mit vielen Bildern und Texten von Edna und Alli sahen so unfassbar einladend, fast ein wenig unreal aus und ich freute mich darauf dies mit meinen eigenen Sinnen so ganz bald auch wahrnehmen zu können.
Die hilfreichen, beratenden Gespräche und WhatsApp Nachrichten mit Alli im Vorfeld der Reise gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Schließlich hat er Touren dieser Art auch schon selbst mit seiner Frau Edna gemacht.

Angekommen in Negombo verbrachte ich die erste Nacht in einem Homestay nahe das Airports und ließ mich am nächsten Morgen von einem private driver via Uber gebucht ganz entspannt an den Rand des Sinharaja Forest zur Lodge bringen. Dort empfingen mich Edna, Alli und ihr Team so unglaublich herzlich. Alli beriet mich zur Tour, übergab mir Matierial und Radel und gab mir mit seiner positiven Leichtigkeit nur noch ein tolles und sicheres Gefühl für das gleich startende Bikepacking! (Ich glaube er hat mir meine Nervosität, gleich ca. 14 Tage mit dem Fahrrad alleine unterwegs zu sein trotzdem angemerkt ???? ). Nach einigen Tagen hatte ich eine kleine Panne und brauchte ein neues Hinterrad. Auch das hat Alli mir per gutem Zufall schnell und unkompliziert nach Colombo organisieren können. Ich passte meine Route etwas an und konnte nach einer kleinen Reparatur in Alli`s Stammwerkstatt glücklicherweise weiter radeln. Klasse organisiert und auch wieder, wie so vieles – das habe ich während der Reide oft zu mir gesagt – „gut gelaufen“!
Alles lief einfach irgendwie und immer. Und eines habe ich gelernt: In Sri Lanka braucht`s nur wenige Dinge , welche welche viele von uns Westeuropäern nicht so ganz haben: Geduld, Grundvertrauen und Spontanität, dann klappt auch dort eigentlich alles!

Los ging`s! Aufauf! Mittagssonne, 32° Celsius, aber egal, ich nahm mir vor langsam zu fahren auf meinen Körper zu hören und darauf zu achten viel zu trinken und regelmäßig zu essen. Es dauerte keine halbe Stunde bis mich mein Radnavi, auf dem ich mir die Collection und Etappen/Routen aus Komoot von Alli gespeichert hatte das erste Mal von der wenig befahrenen Hauptstraße auf einen der vielen noch deutlich schöneren Nebenwege durch Dörfer, Wälder und Felder, teils gepflastert/asphaltiert teils Schotter oder Gravel lotste. Die Leihräder (Hardtails) der Singharaja Garden AGRO & ECO-Lodge sind dafür genau das Richtige, um auf allen Wegen gut zurecht zu kommen. Mit einem Rennrad z.B. würde man viele so tolle Seiten- und Feldwege nie zu Gesicht bekommen, sondern eher auf den teils stark befahrenen Hauptstraßen mit wirklich gefährlichen Bussen und LKW´s, welche sehr schnell, riskant und ohne Rücksicht auf „Schwächere“ fahren unterwegs sein. Förmlich erschlagen von der Schönheit, Flora, Fauna Sri Lankas traute meinen Augen, Ohren und Nase nicht. Ein Gefühl, was man so meiner Meinung nach NUR! auf dem Radel oder vielleicht noch zu Fuß, keinesfalls aber aus dem klimatisierten Auto oder Bus und auch nicht vom Roller oder Tuk-tuk wahrnehmen kann. Urwaldklänge, duftende Pflanzen, Wärme auf der Haut (nach vorher 2° und Regen in Deutschland im Februar), der Duft der Sri Lanka Küche aus Öl/Kokos/Gewürzen, frischen Rotis und Kochfeuer in den Dörfern…all das überkam mich förmlich und so heftig, dass mir regelmäßig vor Glück und Freude die Tränen kamen. Es entstand in mir ein ganz komisches und in der Form noch nie dargewesenes Gefühl von Dankbarkeit, so etwas unglaubliches erleben zu dürfen. Der Faktor Radfahren mit dem ich mich in der Vergangenheit so oft unter Druck gesetzt hatte (Strecke, Pace, etc.) waren einfach wie weg und ich genoss es nur noch mit Leichtigkeit durch die schöne Landschaft Sri Lankas außerhalb jeglicher touristischer Gebiete zu radeln, zu staunen, zu genießen und Fotos (am Ende waren es über 1500) zu schießen.
Ich merkte mit jedem Kilometer, mit jeder weiteren Stunde und später Tagen, dass genau das die Form von Urlaub und Reisen ist, welche ich so liebe. Überhaupt keine Touristen, Bewegung und Sport in Sonne, Wärme und Natur, der selbstbestimmte individuelle Reiseweg, die Authenzität eines Landes aufsaugen und spüren.
In jedem Dorf, Ortschaft oder Städtchen welche sicherlich zum Ende der 17 Radeltage auch irgendwie alle ähnlich oder gleich aussahen, gab es die Möglichkeit der Verpflegung mit kleinen Kiosks, „Hotels“ (in Sri Lanka ein kleines Lokalrestaurant) oder sehr oft am Straßenrand bei Einheimischen vor den Häusern kleine Küchen welche je nach Tageszeit Leckereien wie Minibananen, Tee, Wasser, teils sagenhaft leckere Rice&Currys, Egghoppers oder die typischen „Schorteats“ verkauften.

Schnell merkte ich, dass ich die geplanten Tagesetappen von Edna und Alli locker schaffen konnte und begann nach den ersten zwei Tagen die Route von anfänglich 850km zu verlassen und selbst über die wirklich lobenswerte App Komoot neu und etwas umzuplanen.
Es funktionierte bis auf ganz wenige Ausnahmen, z.B. vermeintlichen Brücken oder Wegen welche es – nur ganz selten – gar nicht gab echt super. Mal ein Umweg war ja auch egal, denn der Weg war das Ziel!
Am Ende wurden aus angedachten 12 Tagen mit 850km dann 17 Tage mit 1.600km, weil es einfach so „geil“ war und sich in mir ein Gefühl und Lust einstellte immer weiter zu Radeln, um noch mehr zu sehen, zu spüren und einfach nur zu staunen.
Der Rückflug in die Heimat von dem ich anfänglich dachte: „puh noch sehr lange“ kam mit etwas Wehmut leider immer näher.

Vom Südwesten der Insel in Richtung Nordosten nahm ich war, wie nicht nur die Landschaft immer trockener und karger wurde, ja auch die Menschen wurden und wirkten zunehmend deutlich ärmer, aber deshalb keineswegs unfreundlicher oder unglücklicher.
Sowieso waren die Einwohner egal welcher Ethnie ob Tamilen, Singalesen, egal welcher Religion und egal welcher Bildung, Reichtum und Besitz ausnahmslos freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend!
Oft waren sie verblüfft, was ein „Weißer“ mit einem Fahrrad mit komischen Taschen dran und dann auch noch mit einem Helm auf dem Kopf hier durch die Wildnis, quasi durch`s Nichts radelt ! ????
„Whats your name? Where are you from? Where are you going? How old are you? Are you married? Do you have children? Do you like Sri Lanka?“ Ich weiß nicht, wie oft ich diese Fragen beantwortet habe. Kinder welche aus Häusern oder Grundstücken laut „Bey!“ gerufen haben…(ich rief oder winkte meist mit einem lauten„Hello!“ zurück. Winkende, typisch kopfwackelnde Menschen auf der Straße oder vom Feld. (Kopfwackeln steht in Sri Lanka für „Hallo“ oder „Ja“) .
Es waren die Menschen, die Einwohner Sri Lankas, welche allesamt zur Besonderheit und Einzigartigkeit dieser Reise beigetragen haben. Zig Selfies haben wir gemacht, dann wirkten sie immer besonders stolz.

Ständig wurde ich bellend „begrüßt“ und manchmal auch ein Stück begleitet von den so vielen, Straßenhunden, welche aber mehr „bellen als beißen“, der Anblick von hunderten Pfauen, Kingfishern und weiteren, teils endemischen Vögeln, Waranen, immer wieder Affenkolonien und je nach Region manchmal sogar Hirschen und wilden Elefanten, alles eingebettet in atemberaubende Landschaften und Pflanzenwelt, von Tropen bis Savanne, von Reisfeld bis Zuckerrohrplantage…es ist schwer diese unglaublichen Eindrücke in Worte und Zeilen zu fassen.

Sehr einfache Übernachtungsmöglichkeiten wie Homestays mit einfacher, aber authentischer und liebevoller Küche der Locals waren grundsätzlich auch im „Outback“ oder Landesinneren in fast jeder Gemeinde oder Ortschaft zu finden. (Booking.com oder Google sind hier sehr hilfreich, WhatsApp benutzt in Sri Lanka fast jeder). An den Küsten und Strandgebieten oder Touristengebieten wie Ella oder Kandy findet man auch gehobenere Unterkünfte mit Klimaanlagen, kontinentaler Küche und Komfort, diese habe ich aber gänzlich gemieden. Das wahre Leben in Sri Lanka war für mich das Besondere dieser Reise.

Probier`s einfach aus! Die Singharaja Garden AGRO & ECO-Lodge ist ein toller Ort, um in ein authentisches Sri Lanka Bikepackingabenteuer zu starten! Edna und Alli bieten hier verschiedene Pakete mit Rädern, Taschen, Flickzeug, Empfehlungen für Routen und Unterkünfte oder auch Begleitung an.
Ich kann jedem, welcher sich gern in der Natur bewegt, abseits von Touristen reist, gar nicht viel erwartet wie z.B. Sehenswürdigkeiten und Touristenmagnete, welchem authentische Landschaften, Tiere und einfache Gespräche mit Einheimischen, ja… das wirkliche Leben der Einwohner reicht meine, oder auch die vorher von Edna und Alli gefahrenen Routen in Sri Lanka ans Herz legen. Klar ist man muss bei den Temperaturen und Einflüssen wie Sonne oder Regen, Hitze und auch mal Wind schon etwas raus aus der Komfortzone, aber man ist so schnell förmlich erschlagen von Eindrücken, dass man das Radeln an sich oft gar nicht mehr bemerkt und eigentlich nur noch genießt…und das ist auf dem Radel das Besondere: MIT ALLEN SINNEN!